AUTHENTISCH AUFTRETEN – WIE GEHT DAS?

Neben der fachlichen Kompetenz ist die Authentizität des Auftretenden eine der wichtigsten Komponenten für „Überzeugendes Auftreten“. Doch wie kann ich authentisch sein, ohne gleich alles, was ich wirklich denke und fühle, auch auszusprechen oder zu zeigen? Muss ich denn nicht alles von mir preisgeben, wenn ich authentisch sein will?

Authentizität bedeutet „Echtheit“, „Glaubwürdigkeit“. Authentisches Verhalten ist dann gegeben, wenn inneres Erleben und kommunikativer Ausdruck übereinstimmen. Doch nicht in jeder Situation ist authentisches Verhalten in seiner reinen Form angemessen. Nicht alles, was ich denke und fühle, muss ich auch zum Ausdruck bringen, wenn ich authentisch sein will. Vielmehr geht es – wie es die Psychoanalytikerin Ruth Cohn (1912 – 2010) formuliert – um eine „selektive Authentizität“. Mit der „selektiven Authentizität“ berücksichtige ich die Anforderungen der jeweilige Situation, in der ich mich zeige. Ich bin ehrlich, muss aber nicht alles preisgeben: „Nicht alles, was echt ist, will ich sagen, doch was ich sage, soll echt sein.“ (Ruth Cohn)

Zu wissen, was ich fühle und denke, wofür ich stehe und was ich möchte, was meine Stärken und meine Schwächen, meine Hoffnungen und Selbstzweifel sind, ist nach Ruth Cohn „maximale Authentizität“, die wichtig und erstrebenswert sich selbst gegenüber ist. In beruflichen Situationen aber geht es vor allem um die „optimale Authentizität“, die immer auch den Kontext berücksichtigt, in dem ich mich befinde. Was verlangt die Situation von mir und meinem Verhalten, damit sie gelingt? Optimale Authentizität bedeutet, ich befinde mich in Übereinstimmung mit mir selbst und mit den Bedingungen der Situation.

Die große Herausforderung des überzeugenden Auftritts liegt also neben aller fachlichen Kompetenz in dem Wissen um das, was mich ausmacht und um das, was die Situation von mir verlangt.