JA, ABER…

Der Kollege erzählt von den Schwierigkeiten mit seiner Chefin. Eine Freundin äußert ihre Sorgen um ihren Sohn. Die Nachbarin berichtet vom Konflikt mit ihrem Vermieter. Die Tochter schildert, wie sie von ihren Freundinnen stehen gelassen worden ist.

Die Reaktionen auf solcher Art Kummer, Sorgen und Probleme sind oft wohl gemeinte Lösungsvorschläge, die in etwa so eingeleitet werden: „Ich an Deiner Stelle würde…!“ „Da musst Du aber…!“ „Das würde ich mir nicht …!“ „Hast Du schon mal …?“

Doch so kreativ auch die Ideen sind, meistens lautet die zustimmende und zugleich abwehrende Antwort „Ja, aber…“, so wie auch weitere vorgeschlagene Handlungsmöglichkeiten – „Willst Du nicht mal…?“ „Wende Dich doch an …!“ – ins Leere laufen, bis am Ende zwar viel ausgetauscht aber wenig gelöst ist.

Momo hingegen „saß nur da und hörte einfach zu, mit aller Aufmerksamkeit und aller Anteilnahme. […] und der Betreffende fühlte, wie in ihm plötzlich Gedanken auftauchten, von denen er nie geahnt hatte, dass sie in ihm steckten.“ Die Protagonistin aus Michael Endes Roman konnte sich selbst als Zuhörerin zurück nehmen, die eigenen Erfahrungen und Weisheiten hinten an stellen und ganz für ihr Gegenüber da sein ohne wenn und aber.

Zuhören. Pausen aushalten. Stille entstehen lassen. Gefühle aushalten. Auch die eigenen. Und schließlich erfahren, wie sich vieles löst durch das einfache Erzählen und tiefe Zuhören – ganz ohne Ratschlag und „Ja, aber …“

Das Bild ist von der Künstlerin Thea Moreno https://www.instagram.com/thea_moreno_/?hl=de